…… nun doch abgewendet
Michelstadt, 30.9.2022:
am 14.9. hatten das Diakonische Werk Odenwald und viele andere Beratungsstellen die Mitglieder des Haushalts- und Innenausschusses sowie zahlreiche Politikerinnen und Politiker angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Hintergrund war eine drohende Kürzung der Bundesmittel für die Migrationsberatung um 25% (mehr dazu im unten stehenden Beitrag).
Nun kam die erfreuliche Nachricht, dass die vielfältigen Proteste offenbar geholfen haben. Die Koalition in Berlin hat im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages „bei der Beratung zum Etat des Bundesinnenministeriums für 2023 beschlossen, die Fianzierung der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) um 24 Millionen Euro zu verstärken. Somit steht für das kommende Jahr die Rekordsumme von 81,5 Mio. Euro zur Verfügung“ (PM von Martin Gerster vom 28.9.22)
„Auch wenn wir noch die Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses am 10.11.2022 und die Entscheidung des Bundestages im Dezember abwarten müssen, können wir uns erstmal darüber freuen“, so Bärbel Simon, Leiterin des Diakonischen Werks Odenwald in einem Dankesschreiben an die Adressaten der Protestbriefe.
Hier der ursprüngliche Artikel:
Michelstadt, 14.09.2022: Heute ist bundesweiter Aktionstag der Migrationsberatungsstellen. Das Diakonische Werk Odenwald nimmt diesen Tag zum Anlass, um auf eine drohende Versorgungslücke hinzuweisen. Im Odenwaldkreis übernimmt das Diakonische Werk seit fast 5 Jahrzehnten die Fachberatung von aus dem Ausland zugewanderten Menschen. Jetzt wurde angekündigt, dass die Bundeszuschüsse dafür im kommenden Jahr um 25% gekürzt werden sollen.
Die sogenannte „Migrationserstberatung für Erwachsene Zuwanderer“ (MBE) managt die notwendigen Kontakte zu den verschiedenen Behörden und Ämtern und ebnet den Weg in Sprach- und Informationskurse. Themen sind auch die Arbeitsplatzsuche, Wohnungsversorgung, die Anerkennung von Schulabschlüssen und Rentenansprüchen, die Familienzusammenführung und vieles mehr.
Natalia Schitz ist beim Diakonischen Werk Odenwald für die Finanzen zuständig. Sie erklärt, warum die Kürzung so brisant ist:
„Die Migrationserstberatung ist ja eigentlich ein vom Bund finanziertes Angebot, aber handelt sich nur um eine Teilfinanzierung. Bereits jetzt ist es so, dass bei uns 40% Eigenmittel eingebracht werden. Eigenmittel heißt, dass es sich um kirchliche Gelder handelt. Wenn demnächst diese 25% Absenkung kommt, dann sind wir bei einem Eigenanteil, der nicht mehr zu finanzieren ist. Dann steht die Migrationserstberatung auf der Kippe.“
Zu den inhaltlichen Folgen ergänzt sie: „Wir haben für die Migrationserstberatung 1,15 Vollzeitstellen zur Verfügung. Diese sind aufgeteilt auf den Dipl. Sozialarbeiter Aristide Sambou und die Dipl. Sozialarbeiterin Sandra Scheifinger. Für einen Landkreis mit einem hohen Migrantenanteil wie bei uns sind diese 1,15 Stellenanteile schon jetzt zu wenig.“ Ergänzt wird die Migrationserstberatung beim Diakonischen Werk Odenwald durch Stellenanteile für Flüchtlingsberatung, die ebenfalls von Scheifinger und Sambou durchgeführt wird.
Thema in der Beratung sind oft die sehr komplizierten Angelegenheiten im Ausländer und Asylrecht und die damit zusammenhängenden Fragestellungen. In fast keinem Rechtsgebiet gibt es so viele Änderungen, die ständig im Blick gehalten werden müssen. Dafür hat die Diakonie Hessen eine große Abteilung, die regelmäßig notwendige Schulungen anbietet, um die Mitarbeitenden auf dem Laufenden halten zu können.
Aristide Sambou arbeitet seit 12 Jahren in der Migrationsberatung. Er sagt: „Die MBE ist wichtig, weil wir die einzige Fachberatungsstelle sind, die Ansprechpartner sowohl für Klienten wie auch Behörden und Ämter, für alle ausländerrechtlichen Fragen und für Integration sind.“
Er ergänzt: „Klar, gerade jetzt gibt es ganz viele Stellen und freiwillig engagierte Menschen, die helfen, die Freizeitangebote, Sprachkurse, Kinderbetreuung und vieles mehr anbieten. Das ist sehr gut und wichtig. Die MBE ist dafür aber die notwendige Begleitung und auch Ansprechstelle für die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.“
Sandra Scheifinger betont, dass Termine bei Behörden, Krankenkassen und ähnlichem in den meisten Fällen nicht mehr bei einem persönlichen Besuch vereinbart werden könnten. „Man ruf an oder nimmt online Kontakt auf. Bereits damit sind viele Leute völlig überfordert, wenn Sie hier die Sprache nicht beherrschen.“ Sie ergänzt: „Und wer soll sonst die ganzen Geflüchteten beraten?“
Ihr Fazit: „Der Odenwald ist vielfältig. Und damit Vielfalt gelingen kann, braucht es Rahmenbedingungen. Das bedeutet, es braucht professionelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Festanstellung.“
Kontakt:
Sandra Scheifinger, 06061 9650-112, sandra.scheifinger@dw-odw.de
und Aristide Sambou, 06061 9650-119, aristide.sambou@dw-odw.de
Weitere Informationen werden in Kürze im Netz unter folgendem Hashtag zu finden sei: #StarkeMigrationsberatung