Wo gemeinsam Kochen und Essen Menschen zusammenbringt
Internationale Kochgruppe für Frauen vereint sechs Nationen
Auf Ukrainisch wünscht man sich einen guten Appetit mit den Worten „Priyatnogo Appetita“. An diesem Vormittag ist es die Muttersprache von Liudmyla Shliakhtseva, die bestimmen durfte, was die Internationale Kochgruppe für Frauen in der Küche zubereitet. Kurz vor zwölf Uhr ist der Tisch gedeckt und den zehn Frauen ist es anzusehen, dass sie mit ihrer Arbeit mehr als zufrieden sind.
Die Frauen, die sich seit Januar einmal im Monat zu diesem Anlass in der großen Küche des Diakonischen Werks Odenwald in Michelstadt treffen, kommen aus sechs Nationen. „Zum Konzept gehört, dass immer auch deutsche Frauen aus dem Odenwald dabei sind“, erklärt Diplom-Sozialpädagogin Sandra Scheifinger vom Migrationsfachdienst.
Während sie erzählt, wie die Gruppe gegründet wurde, verteilen die Teilnehmerinnen die Gemüsesuppe, eine traditionelle „Bortsch“. An diesem Dienstag erklingt aus der Anlage klassische Musik aus der Ukraine. Erfreut erklärt Liudmyla Shliakhtseva, dass der Sänger das beliebte Volkslied „Ruschnik“ singt. Passend zu den verschiedenen Nationen hat es bisher zu jedem Termin Gerichte und Musik aus einem anderen Land gegeben.
Ziel des Projektes ist es, den Kontakt zwischen Frauen, die neu in Deutschland sind, mit Frauen herzustellen, die hier groß geworden sind. Das Kochprojekt dient als Erweiterung eines Frauensprachkurses, der schon seit vielen Jahren regelmäßig zweimal in der Woche angeboten wird. Die Besonderheit in der Kochgruppe ist, dass hier Frauen mit und ohne Migrationshintergrund zusammen kommen.
Insgesamt haben sich bisher 15 Frauen beteiligt. „Das Projekt dient der Stärkung des Zusammenhalts und der Partizipation“, führt Sandra Scheifinger weiter aus. Wesentlich zum Gelingen trägt Jorinde Michel bei, die das Projekt leitet und organisiert. „Beim Kochen und Essen sind wir alle gleich, egal ob geflohen, migriert, hier geboren, mit oder ohne Auslandserfahrung“, ergänzt sie.
„Wichtig ist, dass die Frauen miteinander ins Gespräch kommen. Dabei war von Anfang an auch Ziel, dass die Odenwälder Frauen aus erster Hand von den zugewanderten etwas über ihre Probleme und Hoffnungen erfahren.“ Das betont Edina Silber-Bonz, von der Gert und Edina Silber-Bonz-Stiftung, die die anfallenden Kosten für dieses Projekt übernommen hat. „Kochen ist kulturübergreifend“, rundet Sandra Scheifinger die Erklärungen ab, während schon das Hauptgericht „Vareniki“ auf dem Tisch steht. Die gefüllten Teigtaschen mit Pilzsoße, dazu Rote-Beete-Salat, haben den Geschmack der Frauen getroffen. Zum Nachtisch gibt es Eierpfannkuchen mit frischen Erdbeeren und Heidelbeeren.
Alle Gerichte sind ohne Fleisch und werden frisch zubereitet. Darin sind die Frauen sich einig, dass das Essen nicht nur gut schmecken soll, sondern auch aus gesunden Zutaten zu bestehen hat. Dies hat auch bei den mit Lauch gefüllten Teigtaschen „Aschak“ aus Afghanistan zugetroffen und so wird es auch sein, wenn Ende Juni die Frauen sich wieder treffen werden. Auf der Speisekarte stehen dann Gerichte aus Syrien, die sie gemeinsam kochen und anschließend sicher wieder bei angeregten Gesprächen verspeisen werden.
Dann steht noch die Produktion des gemeinsamen Kochbuchs an, für das die Frauen die Rezepte aufschreiben und alle Gerichte fotografieren.
Der nächste und letzte Termin der internationalen Kochgruppe ist der 27. Juni 2017 von 9 bis 12 Uhr. Frauen mit Interesse am Mitkochen sind willkommen. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich bei Sandra Scheifinger vom Diakonischen Werk Odenwald, Tel. 06061/9650112.