8 Frauen auf einem Gruppenfoto

„Wo sind im Odenwald die Menschen mit Demenz?“

 

Diese Frage warf Dorothee Ewald beim letzten Gruppentreffen der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen der Diakonie auf. Klar, man könne das den Menschen nicht ansehen, aber die Wahrheit sei, dass Menschen mit einer Demenz am öffentlichen Leben ganz oft nicht mehr teilhaben. „Nicht die demenziell erkrankten Menschen entfernen sich von uns, sondern Freunde, Bekannte, Kollegen entfernen sich von ihnen,“ ist Elke Boss überzeugt.

Wann haben Sie das letzte Mal einen Menschen mit Demenz gesehen? Woran haben sie ihn erkannt? Wo sind die Menschen und was ist der Grund, dass wir sie so selten treffen – beim Einkaufen, beim Spazierengehen, im Bus, bei Veranstaltungen? Ist das Lebensumfeld demenzfeindlich? Sind die Mitmenschen ausgrenzend? Würde es helfen, mit offeneren Augen durch das Leben zu gehen und mit einer aufgeschlossenen Haltung Unterstützung anzubieten, wenn wir wahrnehmen, dass jemand verwirrt oder hilflos erscheint? Solche Fragen stellt sich Dorothee Ewald. Wie kann es gelingen, dass auch Menschen mit einer Erkrankung wie Demenz Teil unserer Gesellschaft und damit sichtbar bleiben? Wie können wir unser gesellschaftliches Zusammenleben so gestalten, dass Alle teilhaben und mitgestalten können?

Wenn man fragt, „kennst du jemand mit Demenz?“ dann gibt es fast niemanden mehr, der das verneint.  Die Erkrankung ist also allgegenwärtig und es sind viele Menschen von den Auswirkungen einer Demenz betroffen. Und für alle bedeutet ein Rückzug eine Einschränkung! Wäre es nicht für alle Menschen ein Gewinn, mal die Perspektive zu wechseln und die Dinge sinnlich und emotional zu erleben statt immer nur logisch-rational? Das Herz sprechen zu lassen statt den Verstand? Und die Erfahrung von Gemeinschaft machen zu können, wo man sein kann, anstatt nur zu funktionieren?

Diese Art von Gemeinschaft und Begegnung findet sich in den Miteinander-Gruppen der Diakonie. Menschen kommen miteinander in Kontakt. Am besten gleich zu Beginn der Erkrankung, bevor Unsicherheit und Scham zu Rückzug und Verstummen führen und das „Rausgehen“ erschweren. „In den Gruppen verbringen wir eine schöne, entspannte und auch anregende Zeit gemeinsam in wertschätzender Atmosphäre, in der sich nicht nur von Demenz Betroffene, sondern alle Interessierte an einem geselligen Nachmittag wohlfühlen und gerne kommen“, sind sich alle Gruppenleiterinnen und ehrenamtlichen Helferinnen einig.

Auch über die wöchentlichen Treffen hinaus werden Kontakte gepflegt. Eine Gruppenleiterin berichtet:

„Aus meiner Gruppe sind drei Frauen zusammen in Urlaub gefahren. Die Älteste ist 92 und die Jüngste über 80 Jahre. Die Frauen kannten sich vorher gar nicht. Jetzt haben sie zwei Wochen miteinander eine Reise gemacht, trotz kleiner Einschränkungen. Außerdem treffen Sie sich jetzt privat. Das finde ich wunderbar!“

Die Miteinander-Gruppen gibt es derzeit in Steinbach, Breuberg und Reichelsheim an jeweils einem Nachmittag pro Woche.

Die verschiedenen Gruppenleiterinnen treffen sich regelmäßig in der Diakonie zum Austausch und zur Fortbildung. Thema beim Novembertreffen war „Gedächtnistraining als Angebot“. Koordinatorin Elke Boß weist darauf hin, dass neue Gruppenleiterinnen jederzeit herzlich willkommen sind.

Kontakt und Informationen

Das Angebot der Miteinander-Gruppen wird finanziert durch die Pflegekassen und den Odenwaldkreis. Kontakt und Informationen: Die Anmeldung erfolgt über Elke Boß oder Anja Pinkert, Regionale Diakonie Odenwald, unter 06061/9650-120 oder per E-Mail an: elke.boss@regionale-diakonie.de

 

8 Frauen auf einem Gruppenfoto
Die haupt- und ehrenamtlichen Gruppenleiterinnen der Miteinandergruppen bei ihrem Novembertreffen in der Diakonie. V.l.n.r. unten: Margot Hauk, Elke Boß (Koordinatorin), Dorothee Ewald, Angela Breunig, V.l.n.r. oben: Regine Bleitgen, Hildegard Hofmann, Monika Heckmann, Inge Ihrig