Lachend in die Interkulturelle Woche (IKW) 2024 starten, das ist mit dem vielfältigen Stand-up-Mix „Apfelstrudel trifft Baklava” am Samstag (21.) im Schenkenkeller Michelstadt bestens gelungen. Dabei hatte Özgür Ates, Moderator und Intendant des Programms, mehr als versprochen im Gepäck: Denn nicht nur die beiden angekündigten Comediens Amir Shahbazz und Jason Lee gaben ihr Bestes, sondern auch Überraschungsgast Eser Akdemir. Mit jeweils zwei Auftritten sorgten die Künstler für ein sattes Abendprogramm sowie Lachmuskeltraining.
Ruhig, aber treffsicher nahm Amir Shahbazz seine Erfahrungen als Migrant in Deutschland auf die Schippe. Wie etwa die Flut der Regeln, die einem in diesem Land überschütten. „Fällt Essen auf den Boden bleiben dem Deutschen drei Sekunden, es aufzuheben, bevor es Allgemeingut wird.“ Er kenne kein zweites Land, das – wie auch immer – solch eine Rechnung aufgestellt habe. Verheiratet sei er mit einer Deutsch-Türkin, und dies aus gutem, Grund: „Ich liebe türkisches Essen genauso wie die Tatsache, dass es pünktlich auf dem Tisch steht.“
Amir Shahbazz hat muslimische Wurzeln und ist zwischen verschiedenen Religionen, Sprachen und Kulturen aufgewachsen, als wachsamer Beobachter der Grotesken des Alltags für ihn genug Zündstoff, Knaller auf Knaller so mal eben gelassen zum Besten zu geben.
„Sind Türken Superhelden? Dann bin ich Fat-Man“, flapsig bis schonungslos widmete sich Überraschungsgast Eser Akdemir urkomisch dem gesellschaftlichen Bild des Türken in Deutschland. Ob es seine Erfahrungen als Ladendetektiv, Roller- oder BMW-Fahrer oder Vater waren. Bilder, denen man auch mit einem deutschen Pass in der Tasche nicht entrinnen kann, so seine humoristische Erfahrung.
Jede Menge Temperament und einen rasanten Schlagabtausch von Themen wie Spitzen bot Jason Lee, der es bis heute nicht ausschließen kann, doch ein unehelicher Enkelsohn von Bruce Lee zu sein. Ob Alltagserfahrungen, rassistischer oder anderer Natur, Politik und Gesellschaft, selbst einen Rückblick in die Grotesken der „Corona-Zeit“, Lee gelang es in rasender Geschwindigkeit verbale Brücken zur nächsten treffsicheren Spitze zu schlagen. Ein gehöriges Maß an Selbstironie inbegriffen.
„Lachen schafft Nähe und nichts ist wichtiger in diesen Tagen“ betonte Bürgermeister Dr. Tobias Robischon, nicht nur bundesweit seien die jüngsten Wahlergebnisse erschreckend, auch im Odenwaldkreis. Tobias Lauer, Geschäftsführer der Regionalen Diakonie Hessen-Nassau gGmbH, betonte: „Lachen und Humor sind die besten Türöffner zum Miteinander“. Er begrüße das Engagement um die IKW im Odenwaldkreis und unterstrich wie sein Vorredner die Notwendigkeit gerade jetzt mehr aufeinander zuzugehen und sich gegenseitig die Türen offen zu halten. glb
