Michelstadt, 22.09.2024: Schon seit 2011, dem Start der auch im Odenwald mehr in das Licht der Öffentlichkeit gerückten Interkulturellen Woche (IKW), ist das Interreligiöse Gebet feierlicher Auftakt. Ein Auftakt, aus dem Großes entstanden ist: Der Rat der Religionen. Er verbindet die Vielfalt des Gebets und des Glaubens, die hier im Odenwaldkreis Heimat gefunden haben. Am Sonntag (22.) fand das Interreligiöse Gebet auf dem Michelstädter Marktplatz statt.
„Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit ist unsere gemeinsame Botschaft, auch wenn unsere Wege dorthin verschieden sind“, so Abdulqadir Schabel, seit 2018 Vorsitzender des „Haus des Islam“, als Moderator des feierlichen Auftakts. Das Lützelbacher „Haus des Islam“ hat, mit Anfängen in den frühen 1980er Jahren, für deutschsprachige Muslime im deutschsprachigen Raum, auch Österreich und der Schweiz, Pilotcharakter. Bevor aber noch Christentum, Judentum, Islam und Buddhismus ihre Glaubensbeiträge liefern konnten, rief Schabel zu einer Gedenkminute für den am 14. September gestorbenen katholischen Dekan des Kreises, geistlichem Rat und Pfarrer Lützelbachs Dr. Karl-Heinz Drobner, auf. Schabel lobte Drobner auch als tatkräftigen Unterstützer der IKW Odenwald.
Für die Vietnamesische Buddhistische Gemeinschaft Odenwald sprach Nonne Bikkhumi Chan Doyen ihr Gebet zum Frieden und zur Freiheit des Geistes. Michelstadts Rabbiner Roman Melamed orientierte sich am Motto der IKW „Neue Räume“: „Unsere Räume sind gut, wenn man in ihnen Gott lobt“. Er schloss damit alle Glaubensgemeinschaften ein. Für die christlichen Gemeinden sprachen Anni Resch und Ulrike Ferente. Beide Frauen machten auf den gemeinsamen Wunsch wie Grundsatz des Friedens in allen Weltreligionen aufmerksam. Den Wunsch nach Frieden machte auch der Breuberger Iman Murat Akman zum Thema seines Gebets, übersetzt von Büsra Kös.
„Neue Räume“ machte sich auch Michelstadts Bürgermeister Dr. Tobias Robischon zum Thema: Neue Wohnräume zu erreichen sei heute sehr schwer. Wichtiger denn je, angesichts der angespannten Zeiten, sei es aber, die eigenen Räume zu öffnen. Für Neues, Überraschendes und auch Fremdartiges. Das gemeinsame Gebet sei ein wesentlicher Schritt, aufeinander zuzugehen. Sein Dank galt allen Organisatoren, an der Spitze in der Verantwortung Aristide Sambou (Diakonisches Werk Odenwald) und Kulturamtsleiter Heinz Seitz. Dem Dank schloss sich Bärbel Simon, Leiterin des Diakonischen Werks Odenwald, an. Ihr Apell, auch in der verbleibenden IKW die vielfachen Gelegenheiten des Kennenlernens nutzen.
Musikalisch umrahmt wurde das Interreligiöse Gebet von den Musikern „Serin und Yildirim“ von der Alevitischen Gemeinde sowie von Michael Schönfelder und dem katholischen Dekanatsreferenten Cyriakus Schmidt. Unter anderem begeisterten sie mit der jüdischen Weise „Shpiel zshe mir a Liedele“. Was abschließend nicht fehlen durfte, angestimmt von den 14 teilnehmenden Religionsgemeinschaften und dem Publikum, war die inzwischen schon traditionelle Odenwälder IKW-Hymne „Aufstehen, aufeinander zugehen.“ glb
Fotos: Gabriele Lermann