Vielfalt vereint: Eröffnung der Interkulturellen Woche im Odenwaldkreis

Der Rat der Religionen lud zu Gebeten auf den Michelstädter Marktplatz ein

Michelstadt, 27.09.2023: Das Michelstädter historische Rathaus erstrahlte in seinem schönsten Glanz als vergangenen Sonntagnachmittag die Interkulturelle Woche (IKW) feierlich eröffnet wurde. Die diesjährige IKW steht unter dem Motto „Neue Räume“. Zehn verschiedene Religionsgemeinschaften setzten das Motto um, indem sie den öffentlichen Raum auf dem Michelstädter Marktplatz für Gebete nutzten.  Außerdem informierten Sie über die verschiedenen Gebäude. Dafür hatten Sie Fotos im Programmheft abgedruckt. Und sie griffen das Thema in Ansprachen und Gebeten auf.  Christliche, buddhistische und muslimische Religionsgemeinschaften beeindruckten mit ihren Texten, Liedern oder Rezitationen.

Bei spätsommerlichen Temperaturen und schönstem Sonnenschein kamen einige duzend Menschen auf dem Marktplatz zusammen. Unter den Gästen und Gläubigen machten auch Tagestouristen halt, die sich von der Vielfältigkeit der Veranstaltung locken ließen. Andreas Demmel untermalte einige der Gebete musikalisch mit dem Klavier. Als der Gebetsgesang des Imams ertönte, herrschte eine ganz besondere Stille. Dies war für viele Gäste ein besonderer Moment der Ruhe, ein Moment der Kraft und ein besonderer Moment des inneren Friedens. Es wurde so still, dass man sogar den Michelstädter Marktbrunnen plätschern hören konnte.
„Gönnen Sie sich einmal drei Minuten der Stille, wenn Sie einmal an einem Gotteshaus vorbeikommen,“ so ein Vertreter der Katholischen Kirche. Ein Sprecher der muslimischen Glaubensgemeinschaft „Ahmaddiyya“ betonte: „Es ist schön, dass so viele Menschen verschiedener Glaubensgemeinschaften aufeinandertreffen und es ist toll, dass wir so etwas erleben dürfen.“  Vertreterinnen und Vertreter der buddhistischen, christlichen, neuapostolischen, griechisch-orthodoxen, alevitischen und der türkisch-islamischen Glaubensgemeinschaften ließen die Gäste an ihren Gebeten teilhaben. Gesungene Gebete wurden von einem Chor der Neuapostolischen Kirche und der vietnamesisch-buddhistischen Gemeinde vorgetragen. Ein Mitglied der Griechisch-Orthodoxen Kirche brachte ein kleines Weihrauchfass mit und erklärte humorvoll die Anwendung. Im Anschluss an die Gebete luden alle Glaubensgemeinschaften auf der Bühne zum gemeinsamen Singen ein.

Mehrere Personen stehen auf einer Bühne und singen.
Vertreterinnen und Vertreter des Rates der Religionen im Odenwald stimmen zum gemeinsamen Singen an. Foto: Tung Huynh

 

Der Kreistagsvorsitzende des Odenwaldkreises Rüdiger Holschuh und der Michelstädter Bürgermeister Dr. Tobias Robischon eröffneten im Anschluss an die Gebete die Interkulturelle Woche im Odenwaldkreis. „Neue Räume kann auch bedeuten, die eigenen Räume zu öffnen. Offen zu sein für das Andere und den Anderen. Das ist auch eine persönliche Anstrengung. Aber im eigenen Tun liegt ein Weg und der schafft Verbindungen“, so Dr. Robischon in seiner Ansprache. Und weiter: „Das Öffnen der eigenen Türen, das braucht Vertrauen. Vertrauen zu haben, das ist die Grundlage für eine gemeinschaftliche Gesellschaft“. Rüdiger Holschuh traf mit einem Sprichwort die offene und von Leichtigkeit getragene Stimmung der Veranstaltung. „Fremde sind Freunde, die sich noch nicht kennen“, zitierte er.

Mehrere Personen stehen lächelnd vor dem historischen Rathaus in Michelstadt
Vertreterinnen und Vertreter des Rates der Religionen im Odenwald. Sie bestätigen das Sprichwort „Fremde sind Freunde, die sich noch nicht kennen“. Foto: MH

 

Ziel der Interkulturellen Woche ist es, für ein friedliches Zusammenleben einzustehen. Wirkliche gegenseitige Toleranz von unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften wird als eine wichtige Voraussetzung dafür angesehen. Bereits seit 2011 laden verschiedene Religionsgemeinschaften im Odenwald gemeinsam öffentlich zu Gebeten ein. Im Jahr 2013 schlossen sie sich zum Rat der Religionen zusammen. Dieser setzt sich für die Förderung des interreligiösen Dialogs ein und lehnt jede Form von Diskriminierung, Rassismus und Gewalt ab. Grundlagen des gemeinsamen Handelns sind: Gegenseitige Achtung und Akzeptanz, Einhaltung der Menschenrechte, Achtung der Menschenwürde und Religionsfreiheit.

Die Interkulturelle Woche im Odenwaldkreis läuft noch bis zum 01. Oktober. Aber auch danach gibt es noch interessante Veranstaltungen, wie zum Beispiel den Tag der offenen Moschee am 3. Oktober. Zahlreiche Organisationen und Initiativen haben interessante Veranstaltungen für die IKW vorbereitet und laden herzlich dazu ein.
Das Programm findet sich hier: www.diakonie-odenwald.de/ikw/. Koordiniert wird die IKW im Odenwaldkreis durch Heinz Seitz von der Stadt Michelstadt und Aristide Sambou von der Regionalen Diakonie Odenwald.

Kontakt und Informationen: Die Regionale Diakonie Odenwald ist Träger psychosozialer Beratungs- und Betreuungsangebote und der soziale Dienst der evangelischen Kirche für den Odenwaldkreis. Die Angebote sind offen für alle Ratsuchenden, unabhängig von Nationalität, Religion oder sozialem Status. Termine können unter 0606196500 vereinbart werden. Fragen zur Interkulturellen Woche beantwortet Aristide Sambou unter 060619650119.

Quelle: Diakonie (MH), 27.09.2023
Fotos: MH & Tung Huynh