Zusammenhalt in der Pandemiezeit hat Teilnehmerinnen der Kreativen Schreibwerkstatt besonders gestärkt
Wie viel Einfluss nimmt die Vergangenheit auf das Erleben im Hier und Jetzt? Keine klare Vorgabe, dafür aber Inspiration und Anregungen geben, steckt in dem Angebot des Diakonischen Werks Odenwald, das den Titel „Kreative Schreibwerkstatt“ trägt. Besonderen Wert legt Sozialarbeiterin Conny Fingerloos auf die heilsame Wirkung, die die persönliche Verarbeitung von Erlebnissen durch das (Auf-)Schreiben erzielt. Ziel des Kurses ist es, die Dinge, die einen beschäftigen, mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten; einen Perspektivwechsel zuzulassen, „aus ungewünschten Denkmustern aussteigen, um Zugang zu anderen Assoziationsketten zu entwickeln“. Gemeinsam mit der Kursleiterin, Katharina Lamprecht, hat die Diakonie-Mitarbeiterin zum dritten Mal diesen Kurs in Trägerschaft der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle des Diakonischen Werkes angeboten und im Februar 2020 gestartet. Dies war vor der Pandemie. Ein großer Moment: Nach mehr als einem Jahr haben die fünf Teilnehmerinnen sich zum Abschluss des Kurses mit Conny Fingerloos und der Kursleiterin in Michelstadt wiedergetroffen, um sich über die Erfahrungen und Ergebnisse auszutauschen.
Dazwischen liegen etliche Monate Pause und acht Online-Gruppenkontakte. Die Fortsetzung auf virtuellem Weg hat den Kursverlauf zusätzlich um neue Erfahrungen, wenn auch unbeabsichtigt, bereichert und das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. Das Wiedersehen fand bei einem gemütlichen Picknick im Grünen statt. Am Ende der Veranstaltung durfte eine zum Nachlesen geeignete Erinnerung nicht fehlen. Von den Teilnehmerinnen selbst ausgewählte Texte und dazu passende Fotos flossen in eine Buchpublikation ein. Das Werk trägt den phantasievollen Titel „Das Gackern des wuscheligen Belznickels“ und umfasst 74 Seiten.
Da war die Freude groß, nach zum Teil so langer Zeit wieder auf Kurzgeschichten, Reime, Nachdenkliches und Heiteres und auf Bilder zu stoßen, die auch für den Werdegang des Kurses stehen. Als im Frühjahr 2020 abzusehen war, dass die vorgesehenen Termine nicht eingehalten werden können, hatte es gerade mal für zwei Treffen in den Räumen des Diakonischen Werks gereicht. Doch für Conny Fingerloos kam nicht in Frage, die pandemiebedingte Pause tatenlos hinzunehmen. Monat für Monat hat sie „aufmunternde“ Ansichtskarten mit inspirierenden Motiven, in die Runde verschickt und damit den Austausch während der Coronazeit am Leben erhalten und zum Schreiben motiviert. „Im Januar haben wir überlegt, wie die unterbrochene Schreibwerkstatt zu Ende gebracht werden kann. Gelungen ist uns dies über Zoom-Meetings, die ab März acht Mal stattgefunden haben. Dies waren völlig neue Erfahrungen“, berichtet Conny Fingerloos. Insgesamt haben die Frauen sich sehr gut durch diese ungewisse und belastende Zeit begleitet gefühlt und den Abschluss dafür genutzt, um sich dafür zu bedanken. Was das Ziel des Kurses angeht, kann sie nur jedem empfehlen, sich auch einmal darauf einzulassen: „Da gibt es keine Vorgaben und keine Bewertung.“ Die entstandenen Kosten des Kurses wurden wieder von der Aktion Mensch übernommen. Das Projekt hat im Rahmen der Zielsetzung der Beratungsstelle stattgefunden, die psychische Gesundheit von Menschen zu stärken.
Bildunterschrift:
Zum gemütlichen Abschluss des Kurses „Kreative Schreibwerkstatt“ des Diakonischen Werks Odenwald haben Kursorganisatorin Conny Fingerloos und -leiterin Katharina Lamprecht sich mit den Teilnehmerinnen im Grünen getroffen.
Text und Foto: Diakonisches Werk Odenwald